Ein Leuchtturm zwischen Nordsee-Dünen - Der Zoo Neuwied bekommt eine neue Seehundanlage

Der Gewinnerentwurf von Peter Buchert, PiA Architekten Karlsruhe.

„Das wird die größte Investition in unseren Zoo, die es jemals gab“, verkündet Jan Einig, „und dabei ist in den letzten Jahren ja mit dem Bau der Südamerikahalle und dem Gebäude, in dem wir gerade stehen, auch nicht wenig passiert.“ Der Oberbürgermeister der Stadt Neuwied steht am Rednerpult in der 2021 eröffneten Else Schütz Zooschule, und hat, in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins Zoo Neuwied e.V., die ehrenvolle Aufgabe, die Neubaupläne für die geplante Seehundanlage zu präsentieren.

Die alte Seehundanlage, die noch aus den letzten Jahren des vergangenen Jahrtausends stammte, war zusehends in die Jahre gekommen, und zuletzt wies das Becken sogar Undichtigkeiten auf. „Ein Neubau ist dringend nötig, für den Zoo alleine jedoch finanziell nicht zu bewältigen – daher bedanke ich mich ganz herzlich bei der Else Schütz Stiftung, die uns nach dem Neubau der Zooschule nun erneut durch ihre großzügige Förderung dabei hilft, unseren gesellschaftlichen Auftrag der Umweltbildung und Naherholung für die ganze Region zu erfüllen.“  

Mit diesen Worten übergibt Einig das Wort an Herrn Dr. Meier, den Geschäftsführer der Stiftung, die nach ihrer Gründung im Jahr 2019 mit der Zooschule als erstes „Leuchtturm-Projekt“ ihr Coming-Out hatten, wie er sich ausdrückt. „Die Seehundanlage wird auch für uns als Stiftung das größte Projekt bisher“, verrät er, „bei einer Gesamtsumme im mittleren einstelligen Millionenbereich, von der wir 90% übernehmen, müssen alle Punkte stimmen, und das war hier der Fall. Mit dem Projektträger, dem Förderverein Zoo Neuwied e.V., haben wir bei der letzten Zusammenarbeit nur gute Erfahrungen gemacht: Die Zusammenarbeit war reibungslos, Geld- und Zeitbudget wurden eingehalten und mit einer deutlichen Steigerung der Zooschul-Besucher im ersten Jahr nach Eröffnung kann man auch sagen, dass die gewünschte Wirkung erzielt wurde“, fasst Dr. Meier zusammen. „Bei der Seehundanlage war klar, dass wirklich Not am Mann ist: Eine alternative Finanzierung aus öffentlichen Mitteln war nicht möglich, und die Förderzwecke der Stiftung werden bei diesem Projekt alle bedient: Dem Tierschutz wird durch eine größere und tiergerechtere Haltung der Seehunde in Salzwasser Genüge getan, ein eingeplanter Ausstellungs- und Museumsraum deckt die Bildung ab, eine barrierefreie Bauweise sorgt für die Integration eingeschränkter Besucher. Sogar der Punkt ‚Gesundheit‘ ist durch die vorgesehene Beschattung der Besuchertribünen abgedeckt, und wenn die Beobachtung der flinken Seehunde durch die Panoramascheiben Kinder zum Schwimmen motiviert, kann man sogar bei ‚Sportförderung‘ einen Haken machen“, sagt Meier augenzwinkernd, und ergänzt: „Dass der Gewinnerentwurf des ausgerufenen Architekten-Wettbewerbs die Seehundanlage in eine Dünenlandschaft einbettet, ist für ein solches ‚Leuchtturm-Projekt‘ natürlich besonders passend.“

Architekt Peter Buchert erklärt, dass ihm bei seinen zahlreichen Gehege-Entwürfen für andere Zoos immer schon wichtig war, die Natur nachzubauen und die Tiere artgerecht zu halten und zu präsentieren, anstatt sich in Designer-Gebäuden selbst zu verwirklichen. „Ich wollte eigentlich Anfang des Jahres in den Ruhestand gehen“, erzählt er, „aber dieser Architektenwettbewerb hat mich zu sehr gereizt. Jetzt soll dieses Projekt der perfekte Abschluss meiner Karriere werden.“

Den Sommer 2023 über werden die Seehunde noch wie gewohnt für die Besucher zu sehen sein. Vor Beginn der Abbrucharbeiten, Ende 2023, werden die Tiere in eine andere zoologische Einrichtung umziehen. Der Baubeginn der neuen Anlage sei für Anfang 2024 geplant, berichtet Hans-Dieter Neuer, der kaufmännische Direktor des Zoos. „Abgesehen davon, dass ab diesem Zeitpunkt bis zur für Herbst 2025 geplanten Neueröffnung keine Seehunde zu sehen sein werden, haben die Besucher aber keine Einschränkungen zu befürchten“, verspricht er, „alle anderen Gehege werden wie gewohnt erreichbar sein.“