Partnerbörse im Zoo Neuwied

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(c) Alexandra Japes

Singles auf der Suche nach dem oder der „Richtigen“ könnten demnächst im Zoo Neuwied fündig werden – zumindest, wenn es sich bei ihnen um Beos handelt. „Menschliche Singles sind im Zoo natürlich ebenfalls willkommen“, lacht Jonas Feinkohl, „denen greifen wir aber bei der Partnersuche nicht unter die Flügel.“ Als Revierleiter eines der zwei Vogelreviere des Zoo Neuwied tut er seit Kurzem nämlich genau dies: seine Pfleglinge mit potenziellen Partnern bekannt machen und sie bei der Paarbildung unterstützen.

„Bei vielen Tieren genügt es, jeweils ein - oder je nach Sozialstruktur der Art auch mehrere - Tiere beider Geschlechter zusammenzubringen, und es klappt mit der Paarung und Fortpflanzung“, erklärt der Tierpfleger. „Beos sind da wählerischer. Wir wissen nicht, nach welchen Kriterien sie ihren Partner auswählen, aber einfach ein Männchen und ein Weibchen zusammenzusetzen funktioniert bei ihnen in vielen Fällen nicht.“
Beos gehören zur Ordnung der Singvögel, und sind aufgrund ihrer Stimme, mit der sie nicht nur wunderschöne Melodien hervorbringen, sondern auch menschliche Sprache imitieren können, nicht nur in ihrer Heimat Südostasien beliebte Haustiere. Gebietsweise ist der Beo-Bestand im Herkunftsgebiet leider stark rückläufig, da der Heimtiermarkt zum großen Teil über Wildfänge und Nestraub bedient wird. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Beos unterstützt daher auch eine Singvogelstation in Südostasien, in der Beos und andere bedrohte Arten gezüchtet und ausgewildert werden.

„Der Zuchterfolg in den Zoos ist aber ebenso wichtig, um eine stabile und gesunde Population aufzubauen, die dann als Botschafter für ihre wilden Artgenossen dienen und uns wertvolle Erkenntnisse über die Art liefern kann“, betont Jonas Feinkohl. Hinter den Kulissen des „Avimundo“ pflegt er abseits von Störungen durch Besucher zurzeit sieben Mittelbeos, und hofft, dass sich im besten Fall zwei Paare bilden: „Wir haben diese Vögel aus zwei verschiedenen Zoos erhalten“, berichtet er, „ein Geschwisterpärchen, und eine Geschwistergruppe aus vier Männchen und einem Weibchen. Das Weibchen mit den vier Brüdern hat natürlich nur das eine, unverwandte Männchen, das für sie in Frage kommt: Hier müssen wir einfach hoffen, dass die beiden sich mögen. Sie sitzen nun seit ein paar Tagen zusammen und wir hoffen, dass sich eine Paarbindung entwickelt.“

Bei der anderen Gruppe ist es spannender: „Das andere Weibchen kann nun zwischen vier Männchen wählen, ähnlich wie es wahrscheinlich auch in der Natur geschieht. Hier heißt es nun für mich, genau beobachten, mit welchem der männlichen Beos sie die meiste Zeit verbringt, wessen Nähe sie sucht.“ Zur einfacheren Unterscheidung der schwarzen Vögel, die sich mit ihren unbefiederten, leuchtend gelben Gesichtspartien und den orangen Schnäbeln alle sehr ähneln, sind sie mit unterschiedlichen Farben beringt. „Im Idealfall haben wir also demnächst sogar zwei Beo-Pärchen, aber wir sind auf jeden Fall guter Dinge, dass sich zumindest das Weibchen mit der großen Auswahlmöglichkeit für einen Partner entscheidet“, hofft der Revierleiter. Und was passiert dann mit den übrigen „Single-Beos“? „Beos sind zum Glück eine Art, die auch in sogenannten Bachelor-Gruppen gehalten werden kann“, sagt Jonas Feinkohl, „eine Möglichkeit wäre also, das oder die Zuchtpaare in Ruhe hinter den Kulissen züchten zu lassen, und die Männergruppe in eine der für die Besucher sichtbaren Volieren zu setzen. Aber es ist auch gut möglich, dass in einem anderen Zoo ein oder mehrere einsame Weibchen sitzen – dann könnte die Beo-Partnerbörse in eine zweite Runde gehen.“