„Geistige Bildung zum Allgemeingut machen“ - Volkshochschule feiert 100. Geburtstag – Musikschule wird 50

Bürgermeister Peter Jung und vhs-Leiterin Jutta Günther präsentieren das aktuelle Programm. Foto: Selma Aras

Historisches Foto von der Raiffeisendruckerei. Nach deren Umbau zog 2004 die vhs dort ein.

„Weiterbildung hat Qualität in Neuwied. Und sie hat Tradition.“ Oberbürgermeister Jan Einig macht dieses Kompliment nicht ohne Grund. Genau gesagt gibt es zwei Gründe. Denn mit der Volkshochschule Neuwied (vhs) und der Musikschule können zwei bedeutende Weiterbildungseinrichtungen Jubiläum feiern.  

So blickt die vhs mittlerweile auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Eigentlich war der Termin bereits im Mai 2020, wegen Corona konnte er aber nicht gefeiert werden. Dies holt die Volkshochschule nun in einem Kreis geladener Gäste nach. Gemeinsam mit der Musikschule, denn sie wird in diesem Jahr runde 50.

Es war der 18. Mai 1920, als auf Initiative des Lehrers Dr. Otto Kopelke in der Aula des damaligen Oberlyzeums und heutigen Rhein-Wied-Gymnasiums die Volkshochschule Neuwied gegründet wurde. Sie sollte, so hieß es, „geistige Bildung zum Allgemeingut machen“. Eine Aufgabe, „die an Aktualität nichts eingebüßt hat“, betont Bürgermeister Peter Jung als für die vhs zuständiger Dezernent. „Lehren für die Zukunft zu ziehen“, wurde ebenfalls als Ziel formuliert, nachdem die Volkshochschule in der Zeit des Nationalsozialismus eine Zwangspause einlegen musste. 

In den 1950er-Jahren entwickelte sich neben den vor allem beruflich, wirtschaftlich und politisch geprägten Angeboten verstärkt das künstlerische Schaffen als ein zusätzlicher Schwerpunkt. Weitere wichtige Schritte folgten in den 1970er-Jahren: 1973 die Gründung der Musikschule als Abteilung der vhs und mit Gerhard Flöck als Leiter und 1977 die Anerkennung der vhs als staatliche Einrichtung durch das Kulturministerium. 

Seit 1973 stand mit Dieter Melsbach dann erstmals ein hauptamtlicher Leiter an der Spitze der Volkshochschule Neuwied.  Mehr als 30 Jahre, bis 2006, bekleidetet er diese Position. Eine ausgesprochen lange Ära, in der sich die vhs stetig weiterentwickeln konnte und dabei auch immer wieder neue Herausforderungen meistern musste.

Ein besonders bedeutendes Ereignis dürfte 1983 der Einzug in das erste eigene Haus in der Bahnhofstraße gewesen sein, nachdem zuvor die Kurse auf 20 Schulen verteilt werden mussten. Seinerzeit entstand auch der Beiname „Die Brücke“, der den Auftrag, Brücken zu schlagen und Ort des Lernens für alle Menschen zu sein, symbolisieren sollte.

Entsprechend breit gefächert war und ist das Angebot. Und zwar auch, was die Musikschule betrifft. Sie ist Mitglied im Verband deutscher Musikschulen und erfüllt bedeutende Aufgaben in der musikalischen Grundausbildung, im Laienmusizieren und der Begabtenfindung und -förderung. Die Musikschule steht offen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. „Derzeit sind es 700 Personen, die von 30 ausgebildeten Pädagogen in verschiedenen Instrumental- und Vokalfächern unterrichtet werden“, erklärt der Leiter, Martin Geiger, und fügt hinzu: „Sie alle können bei uns erleben, wie viel Spaß es macht, sich intensiv mit Musik zu beschäftigen.“

Angesichts der bemerkenswerten Entwicklung der Volkshochschule seit ihrer Gründung wundert es nicht, dass auch die jüngere Vergangenheit bis heute nicht arm an Veränderungen, Neuerungen und besonderen Ereignissen war. Der Umzug 2004 in den heutigen Standort in der Heddesdorfer Straße wäre als Beispiel zu nennen. Er war nötig geworden, da sich die Sanierung des ziemlich maroden und längst auch zu kleinen Gebäudes in der Bahnhofstraße als wirtschaftlich nicht sinnvoll erwies. 

Nachdem die vhs vorübergehend als Eigenbetrieb geführt wurde, ist sie nun in die Ämterstruktur der Verwaltung mit Jutta Günther als Leiterin zurückgekehrt. Mehrere Preise und Auszeichnungen sind überzeugende Belege, mit welchem Engagement und welcher Qualität sich die Volkshochschule Neuwied auch nach 100 Jahren ihren wichtigen Aufgaben stellt. Und Jutta Günther und ihr Team verstehen diese Bestätigung zugleich als „Auftrag, damit lebensbegleitende Bildung auch künftig ihren festen Platz in Neuwied hat mit einem vielseitigen und qualifizierten Angebot in einer sich verändernden Gesellschaft“.