An den großen Schaufenstern halten bereits seit einigen Tagen interessierte Passanten und betrachten das Potpourri im Inneren des neuen „Innenstadtlabors“: ein Popup-Store mit hochwertigen Handtaschen lässt wohl manch einen Wunschzettel länger werden – ebenso wie die stylishe Damenmode im nächsten Fenster. Im Hintergrund ist noch die Warenauslage der ehemaligen Bäckerei zu erahnen. Zur offiziellen Eröffnung durften nun die ersten Kundinnen ins Innenstadtlabor und entdeckten dabei, was beim Blick durchs Schaufenster noch rätselhaft erschien: Im Laden gibt es sogar einen Bereich, in dem Beautyanwendungen möglich sind. Das Obergeschoss bietet Raum für Workshops, Lesungen oder Präsentationen, ist aber auch unabhängig vom Veranstaltungskalender einen Besuch wert. Zwei Künstlerinnen stellen aktuell farbenfrohe Gemälde und Heimatfotografien aus.
„Es geht hier nicht mehr um das reine Einkaufen, sondern es geht eher um das Erleben“, bringt es Oberbürgermeister Jan Einig anlässlich der Eröffnung auf den Punkt. „Hier im Innenstadtlabor können wir sehen und erproben, wie zukunftsfähige Konzepte für eine lebendige Innenstadt aussehen können“, sagt Einig.
Die drei Unternehmerinnen, die gemeinsam die barrierefrei im Erdgeschoss gelegenen Geschäftsräume bespielen, kannten sich bereits zuvor. Für zwei von ihnen ist es das erste eigene Ladenlokal, bisher hatten sie sich auf den Onlinevertrieb ihrer Produkte fokussiert. Die dritte ist keine unbekannte in Neuwied: Anna Akchich betreibt bereits ein Modegeschäft in der Stadt. Am neuen Standort in der Innenstadt möchte sie testen, ob sich für ihren Laden ein Umzug in die repräsentative Einkaufsstraße rentieren könnte. Tatjana Albrecht ist Kosmetikspezialistin und betreibt ein Beauty-Studio. Im Innenstadtlabor möchte sie auch Laufkundschaft durch persönliche Beratung von ihrer Produkt- und Dienstleistungspalette überzeugen. Die dritte im Bunde, Oksana Pastukh, lebt noch nicht lange in Neuwied. Ihre Geschäftsidee brachte sie aus ihrer ukrainischen Heimat mit, wo sie bereits einen erfolgreichen Vertrieb für italienische Lederwaren aufgebaut hatte. Das Geschäft führte sie dann online weiter und freut sich nun, ihre Waren auch in bester Lage in Neuwied präsentieren zu können.
Ziel der Citymanagerin: Die Innenstadt neu beleben
Bis zu vier Monate lang dürfen die drei Unternehmerinnen das Innenstadtlabor mietfrei nutzen. Wenn ihr Angebot bei der Kundschaft gut ankommt und sie sich entscheiden, einen eigenen Laden zu eröffnen, hat Citymanagerin Michaela Ullrich ihr Ziel erreicht. „Wir bieten mit dem Innenstadtlabor eine Experimentierfläche ohne Risiko. Damit bauen wir Hürden ab für alle, die gerne ein Geschäft eröffnen möchten, aber unsicher sind, ob ihr Angebot in Neuwied angenommen wird“, sagt Ullrich. Dass für die Innenstadtbelebung noch viel zu tun ist, weiß auch Oberbürgermeister Jan Einig. „Darum lassen wir die Kooperationspartner nach den ersten Monaten nicht allein, sondern begleitet sie auch auf dem Weg in die eigenen Räume. Für eine Übergangszeit von bis zu zwei Jahren können wir Fördermittel einsetzen, um einzelnen Unternehmen oder Selbstständigen vergünstigte Mieten anzubieten“, erläutert der OB und lobt Citymanagerin Ullrich für ihren Einsatz. Sie wird Gebäudeeigentümer und potenzielle Mieter zusammenbringen und öffnet auch Geschäftsleuten von außerhalb Türen durch ihre vielen Kontakte in der Stadt.
Sowohl das Innenstadtlabor als auch die Weitervermietung von Geschäftsräumen sind Teil der großen Kampagne „REstart Neuwied“, die der Bund über das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ mit einer Million Euro finanziert. Interessierte Geschäftsleute und Gründerinnen erreichen Citymanagerin Michaela Ullrich per E-Mail an innenstadtlabor@neuwied.de sowie telefonisch unter 02631 802-254.