Am 29. Dezember 1843 wurde Elisabeth zu Wied, die spätere Königin von Rumänien, in Monrepos geboren. Durch die Heirat mit Karl von Hohenzollern-Sigmaringen eröffnete sich ihr in Rumänien ein Betätigungfeld, auf dem sie sich besonders durch ihr soziales und karitatives Engagement hervortat. Nach dem Tod ihres einzigen Kindes, ihrer Tochter Marie, stellte Elisabeth immer mehr ihre schriftstellerische Tätigkeit in den Mittelpunkt und veröffentlichte unter dem Pseudonym Carmen Sylva mehr als 50 Werke. Ihrer rheinischen Heimat blieb sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1916 immer eng verbunden. Obwohl die Werke der dichtenden Königin heute kaum noch bekannt sind, ist die Erinnerung an Elisabeth in Neuwied immer noch präsent.
Prinzessin Elisabeth zu Wied wurde am 29. Dezember 1843 als erstes Kind des Fürsten Hermann und der Fürstin Marie, geborene Prinzessin von Nassau-Weilburg, in Monrepos bei Neuwied geboren. Im Jahre 1845 wurde ihr Bruder Wilhelm und 1850 Otto geboren. Ihre Kindheit verbrachte die Prinzessin, deren Temperament und Wildheit den Eltern einige Sorgen bereiteten, hauptsächlich in ihrer Heimat am Rhein in der gastfreundlichen und weltoffenen Atmosphäre des fürstlichen Schlosses in Neuwied. Elisabeth erhielt von Erzieherinnen und Hauslehrern eine sehr umfassende Ausbildung, die insbesondere ihre Begabung für Fremdsprachen förderte und weit über das übliche Maß hinausging. Überschattet wurden ihre frühen Jahre durch die Krankheit der Mutter und das chronische Leiden und den frühen Tod ihres jüngsten Bruders Otto im Jahre 1862.
Zahlreiche Reisen vor allem in Begleitung der Großfürstin Helene von Rußland, einer nahen Verwandten der Mutter, vervollständigte die Ausbildung der Prinzessin. Da sie den Gedanken an eine Heirat "angeblich" weit von sich wies, suchte und fand die Prinzessin "in dem Einsatz ihrer pädagogischen Fähigkeiten persönliche Bestätigung und Erfüllung." Der ernsthafte Entschluss, "als Lehrerin ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu werden", konnte allerdings nicht in die Tat umgesetzt werden, da das Leben der 26jährigen Prinzessin im Herbst 1869 eine ganz andere Wendung nahm. Am 12. Oktober hielt sich Elisabeth mit ihrer Mutter in Köln auf, um ein Konzert von Julius Stockhausen und Clara Schumann zu besuchen. Hier kam es zu einem arrangierten, für die Prinzessin aber wohl überraschenden Zusammentreffen mit Karl von Hohenzollern Sigmaringen, der 1866 den rumänischen Fürstenthron bestiegen hatte. Der Heiratsantrag der noch am gleichen Tag ausgesprochen wurde, wurde ohne Bedenkzeit angenommen und die Verlobung im engsten Familienkreis bereits am 16. Oktober auf Schloß Monrepos gefeiert. Die Hochzeit folgte vier Wochen später und wurde ebenfalls in Neuwied unter Beteiligung zahlreicher Persönlichkeiten aus dem deutschen und europäischen Hochadel drei Tage lang gefeiert.
Am 24. November 1869 traf die junge Ehefrau in Rumänien ein, wo für sie ein völlig neuer Lebensabschnitt in einem fremden Land, mit einer fremden Kultur begann. Für Karl und Elisabeth waren die ersten Jahren in Rumänien sicherlich die schwersten. Die antideutsche Stimmung im Land und ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten bedrohten immer wieder den Bestand des noch jungen Fürstenthrones. "In dieser Zeit verstand es Elisabeth, nicht nur ihren Mann, der sich mit Abdankungsplänen trug, aufzurichten, sondern durch ihr einnehmendes Wesen echte Sympathien in der Bevölkerung für das ausländische Herrscherhaus zu gewinnen." Auch die Geburt der Tochter Marie am 8. September 1870 vermehrte das Ansehen des Herrscherpaares, dem es mit der außenpolitischen Unterstützung durch Österreich und Rußland gelang, seine Herrschaft und zu stabilisieren. Elisabeth machte dabei besonders durch ihr soziales und karitatives Engagement, das sich vor allem auf Kinder und das Bildungs- und Erziehungswesen ihres Landes konzentrierte, auf sich aufmerksam.
Als im Jahre 1874 ihre Tochter Marie an einem Scharlachfieber starb und die Hoffnungen auf ein weiteres Kind immer wieder enttäuscht wurden, begann die Fürstin ihre künstlerische Tätigkeit zu intensivieren. Bereits als Kind hatte Elisabeth Gedichte und Erzählungen verfasst und deutliches Talent gezeigt. Auch als Fürstin von Rumänien pflegte sie diese Begabung weiter. "Zunächst verstand Elisabeth diese Ausflüge in die Poesie nicht als Selbstzweck. Dies änderte sich nach dem Tod ihrer Tochter Marie. Elisabeth fand ... in der Dichtkunst Befreiung und Ablenkung, ja fast einen Ersatz des verlorenen Glückes." Im Jahre 1881 erschien ihre erste Veröffentlichung unter dem Pseudonym Carmen Sylva, das seinen Zweck allerdings nicht sehr lange erfüllte. Schnell war allgemein bekannt, wer sich hinter dem Dichternamen verbarg, unter dem Elisabeth im Laufe ihres Lebens über 50 Werke veröffentlichte, die ihr breitgefächerten Arbeiten repräsentierten. Die "dichtende Königin" erregte im In- und Ausland ein nicht unerhebliches Interesse und sehr viel Aufsehen. Sie wurde belächelt, fand aber auch sehr viel Anerkennung, zumal es ihr auch darum ging, die rumänische Kultur zu fördern und für die Dynastie in Rumänien zu werben.
Als Rumänien am 26. März 1881 endgültig seine Unabhängigkeit erhielt und zum Königreich erhoben wurde, stellte sich die Thronfolgefrage mit erneuter Aktualität. Da das Königspaar nach dem Tod der Tochter Marie keine eigenen Kinder mehr hatte, wurde der Neffe König Karls, Ferdinand von Hohenzollern-Sigmaringen, zum rumänischen Thronfolger ernannt. Die notwendige Diskussion dieser Frage und die Ernennung Ferdinands "stürzte Elisabeth in eine schwere seelische Krise", die 1891 in der sogennanten Vacarescu-Affäre gipfelte. Der Hofdame Helene Vacarescu gelang es, die okultistischen Neigungen der Königin für sich nutzbar zu machen und durch spiritistische Sitzungen Einfluss auf Elisabeth zu erlangen. Die Königin sah dementsprechend eine Hochzeit zwischen der Hofdame und dem Thronfolger als notwendig an und arrangierte in einer "Nacht- und Nebelaktion" ohne Zustimmung des Königs die heimlicheVerlobung. Der König löste die Verlobung sofort auf, Elisabeth, die die Verbindung weiter favorisierte, wurde nahegelegt, ins Ausland zu gehen. Ihre dreijährige Verbannung verbrachte die Königin zuerst in Italien und dann in Schloss Segenshaus, dem Witwensitz ihrer Mutter. Während dieser Zeit besuchte König Karl seine Frau mehrmals im Jahr. Im Herbst 1894 kehrte die Königin schließlich nach Rumänien zurück und wurde hier von der Bevölkerung freundlich empfangen.
Die folgenden Jahrzehnte widmete die Königin vollständig ihren umfangreichen karitativen Werken und ihren künstlerischen Neigungen, die neben der Dichtkunst auch die Malerei und die Musik umfassten. Am 10. Oktober 1914 starb König Karl, knapp anderthalb Jahre später erlag die Königin einer doppelseitigen Lungenentzündung. Obwohl das dichterische Werk Carmen Sylvas weitgehend in Vergessenheit geraten ist, sind ihre Verdienste für die rumänische Kultur unbestritten. "Als progressiv denkende Frau hat sie auf ihrer Ebene Ansätze geschaffen für völkerverbindendes Denken und soziale Reformen. Diesen Prinzipien ordnen sich letztlich auch ihr dichterisches Schaffen und ihr künstlerisch-musikalisches Wirken unter." In ihrer rheinischen Heimat ist die Erinnerung an Carmen Sylva präsent, nicht nur ein Park und eine Straße wurden nach der berühmten Tochter des Hauses Wied benannt, sondern in jüngster Zeit auch eine Schule. Die Regionale Schule Niederbieber trägt den Namen "Carmen Sylva Schule".