Kreisbahn Neuwied-Oberbieber

So sah sie wohl vor rund einhundert Jahren aus, die Wagenhalle in Oberbieber, bevor die „Kreisbahn-Neuwied-Oberbieber“ zur „Neuwieder Kreisbahn“ wurde. Kartonagen verschiedener Stärke bis hin zu alten Weinkartons waren das Baumaterial für das Gebäude, an das nur noch ein Straßenname in Oberbieber erinnert.

„Kohlen für Oberbieber“. So oder ähnlich könnte die Überschrift über der kleinen Entladeszene neben dem Modell der ehemaligen Wagenhalle in Oberbieber lauten. Allerdings fand ein Gütertransport durch die schmalspurige Kreisbahn-Neuwied-Oberbieber nur wenige Jahre statt, da man gegen die Konkurrenz der normalspurigen Kleinbahn Neuwied-Augustental nicht bestehen konnte.

Neuwieder Kreisbahn

Am 29. Juli 2001 wäre die Neuwieder Kreisbahn 100 Jahre alt geworden. Zunächst lautete der offizielle Name dieser elektrifizierten Kleinbahn “KREISBAHN-NEUWIEDOBERBIEBER”. Die über sechs Kilometer lange meterspurige Linie begann an der ehemaligen Raiffeisendruckerei nördlich des Bahnhofs Neuwied und führte am Walzwerk Rasselstein entlang über Niederbieber nach Oberbieber. Die Endstation in Oberbieber befand sich in der Nähe des Hotels Wiedischer Hof.

Im Jahre 1909 wurde die Straßenbahnlinie bis zum Neuwieder Rheinufer, später bis zum Schloss verlängert. Im gleichen Jahr entstand auch die Linie über Block-Heimbach, Engers, Weis und Heimbach nach Gladbach.  Weitere Pläne einer Verbindung von Neuwied in Richtung Leutesdorf, von Engers nach Bendorf sowie von Weis nach Sayn, um dort einen Anschluss an die Koblenzer Straßenbahn  herbeizuführen, wurden nicht mehr realisiert. Im Jahre 1924 übernahm die Kraftversorgung Rhein-Wied-AG die Betriebsführung der Kreisbahn.

Die Folgen eines schweren Fliegerangriffs führten im Dezember 1944 zur vorläufigen Betriebseinstellung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schienenverkehr auf der Teilstrecke Heimbach-Gladbach nicht mehr  aufgenommen; auch in Neuwied und Oberbieber entfielen Streckenabschnitte. Im Oktober 1950 fand die letzte Fahrt der Straßenbahn statt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 60 Millionen Fahrgäste mit der “Elektrischen” befördert worden. Ein Teil des rollenden Materials konnte nach Würzburg und nach Aachen verkauft werden und war dort noch einige Jahre im Einsatz. An die Stelle der Straßenbahn traten Oberleitungsbusse, die 1963 wiederum von Omnibussen abgelöst wurden.

Ursprünglich diente die Bahn neben der Personenbeförderung auch dem Güterverkehr. Zu diesem Zweck beschafften die Betreiber der Kreisbahn eine kleine zweiachsige elektrische Güterzuglokomotive sowie einige offene und einen “bedeckten” Güterwagen. Für den Transport von Postsendungen standen zwei kombinierte Post- und Gepäckwagen zur Verfügung. Im November 1901 wurde der Güterverkehr mit maximal drei Waggons aufgenommen. Bereits im Jahre 1907 wurde er jedoch wegen Unrentabilität wieder eingestellt und die Kleinbahn in eine Straßenbahn umgewandelt.