Der heutige Luisenplatz ist aus historischer Sicht kein Platz, sondern eine überbreite Straße, die als Entwicklungszäsur ausgangs des 18. Jahrhunderts entstand, als sich die Bebauung in Verlängerung des typisch barocken Grundrisses in Richtung Heddesdorf über die Achse der Mittelstraße fortsetzte. Der Abstand der Straßenrandbebauung liegt in der Tatsache begründet, dass ein Altarm des Rheins, die sog. „Schleid“, in dieser Senke verlaufend je nach Wasserstand die Stadt vom Hinterland abtrennte und sich in der Folge Teiche bildeten, in deren Nähe eine Bebauung in Fortsetzung der historischen Straßenraumabmessungen nicht möglich war.
Im Stadtplan von Behaghel von 1751 erscheint an dieser Nahtstelle der Stadtentwicklung ein Gewässer, gegliedert im Schachbrettmuster des Stadtgrundrisses und flankiert von boulevardähnlichen Alleen, ähnlich der Königsallee in Düsseldorf. Diese Anlage kam jedoch nie zur Ausführung. Die zu dieser Zeit die Stadt begrenzende Straße trug den Namen „Louise Straße“, vermutlich benannt durch Graf Friedrich Alexander zu Wied in Erinnerung an seine Mutter, Gräfin Louise Charlotte. Die letzten Teiche wurden 1830 durch Fürst August Friedrich zugeschüttet und die ersten 22 Linden gepflanzt.
Um die Jahrhundertmitte erhielt er schließlich den Charakter einer Doppelfahrbahn mit Mittelallee. 1935 setzte die Umgestaltung ein, die dem kleinstädtischen "Boulevard" von einst modernes Verkehrs- und Geschäftsleben aufprägte.
Bis in die 1970er-Jahre bestand hier eine große Busstation, die mit der vorletzten Umgestaltung des Platzes 1979 verschwand, als dieser Teil der Langendorfer Straße in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde.
Hierbei wurde der Platz im Stil der Zeit mit einer Vielzahl von Einbauten und Möblierungselementen zergliedert und schränkte eine variable Platznutzung stark ein. Deshalb wurde der Platz im Jahr 2002 „aufgeräumt“ und viele der Betoneinbauten entfernt, u.a. auch das sogenannte „Lappeloch“, ein textilüberspanntes Forum.
Die freiraumgestalterische Intention hierbei war, den Platz wieder multifunktionaler nutzbar zu machen und übersichtlicher zu gestalten. Dabei waren bereits flankierend zur Achse Mittelstraße Wasserbänder konzipiert (Planung Büro Dreiseitl, Überlingen). Die Planung wurde jedoch nicht ausgeführt.
Der Luisenplatz ist bis heute die zentrale Mitte der Fußgängerzone und stellt somit quasi das „Herz der Innenstadt“ dar.
Die Platzränder werden gebildet durch zumeist viergeschossige Bebauung mit einem bunten Mix an Einzelhandels- und Gastronomienutzungen im Erdgeschoss und überwiegend Wohnnutzungen in den oberen Geschossen. Das Gebiet der Fußgängerzone wird im nördlichen sowie südlichen Bereich von rondellartig angeordneten Parkplatzflächen eingefasst. Im südlichen Fußgängerzonenbereich, zentral in der Platzachse gelegen, befindet sich die Tourist Information (TI) der Stadt Neuwied mit angeschlossener zentraler Bushaltestelle (Mini-ZOB). Die eigentliche Platzfläche wird mittels Baumfeldern gegliedert. Mittig auf Höhe der kreuzenden Straße „Mittelstraße“ ist ein aufgepflasterter Fahnenhügel vorhanden, weiter nördlich in der Platzfläche liegt zudem ein Kinderspielplatz, der im Rahmen einer Spielleitplanung bereits aufgewertet wurde.
Die größeren Freiflächen werden regelmäßig für städtische Großveranstaltungen wie bspw. diverse Märkte oder das alljährliche sog. „Deichstadtfest“ genutzt. Der Platz an sich hat eine Breite von ca. 34 m. Diese vorhandene Breite resultiert aus der historischen Entwicklung des Platzes und führt heute dazu, dass dieser Platz oftmals als leer und überdimensioniert empfunden wird. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Stimmen aus der Bürgerschaft, aber auch von den ansässigen Einzelhändlern laut, die hier eine Neugestaltung wünschen.
Dazu wurde der Luisenplatz neben der Aufnahme in die Fortschreibung des Städtebauförderprogramms „Aktive Stadtzentren“ auch ein Projekt des „Netzwerk Innenstadt“, was 2018 zur Attraktivierung der Innenstadt ins Leben gerufen wurde. Auch hierbei zeigte sich, dass das Thema „Umgestaltung des Luisenplatz“ von einer großen Mehrheit der Bürger gewünscht wurde.
Demzufolge beabsichtigt die Stadt Neuwied nun die Umgestaltung eines Teilbereichs, Ihres Wohnzimmers, Ihres „Luisenplatzes“.