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Stadt Neuwied:Feldkirchen

Drohnenaufnahme der neuen Deichuferpromenade mit weitem Blick in die nördlicheren Stadtteile von Neuwied.

Feldkirchen

1966: Geburtsstunde einer neuen Gemeinde mit fünf Ortsteilen
Die Geschichte von Feldkirchen ist relativ kurz. Im Jahr 1966 wurden die über jeweils eine eigene lange Tradition besitzenden Ortsteile Fahr, Gönnersdorf, Hüllenberg , Rockenfeld und Wollendorf Gemeinde Feldkirchen zusammengefasst. Diese wiederum erlebte nur vier Jahre später, im November 1970, ihre Integration in die neue, große Stadt Neuwied. Im Folgenden blicken wir daher auf die einzelnen Ortsteile. 

Weitere allgemeine Informationen unter www.neuwied-feldkirchen.net 

Das Feldkirchener Wappen

1967-1970

Die fünf Schildchen im Schildhaupt: Hinweis auf die Zusammensetzung der Gemeinde aus fünf Ortsteilen.
Schrägwellenbalken: Die Lage am Rhein.
Kirche: entfernt ähnliche Darstellung der aus der Karolingerzeit stammenden Feldkirche, Mittelpunkt des ehem. größeren wiedischen Kirchspiels Feldkirchen.

Fahr

Im Jahre 1152 n. Chr. wird erstmals eine Furt durch den Rhein in Höhe des heutigen Feldkirchener Ortsteils Fahr erwähnt. Vier Jahrzehnte später erwirbt das Kloster St. Thomas aus dem gegenüberliegenden Andernach Weingärten und Äcker zu "Vare". Der Weinbau war einst von großer Bedeutung, 200 Morgen bewirtschafteten die Winzer hier. Heute spielt er keine Rolle mehr. Wichtig für die Entwicklung des Ortes war das Fährrecht. 1475 wird "Fahre" als wichtige Übersetzstelle im Neuwieder Becken genannt. Kein Wunder, dass viele Fahrer früher Schiffer oder Fischer waren. Seit dem Aufkommen der Treidelschifffahrt existierte in Fahr eine Pferdewechselstation. Als solche diente wahrscheinlich das 1584 erbaute "Rheinische Haus". Erst mit dem Beginn der Dampfschifffahrt um 1820 und nach dem Eisenbahnbau (1869) kam das jahrhundertealte Schiffergewerbe in Fahr zum Erliegen. Dank der Eisenbahn erhielt der Ort allerdings 1891 einen Bahnhof, der erst 1987 abgerissen wurde.

Wegen seines einstigen Wohlstandes wurde Fahr früher auch gelegentlich "vornehmstes Dorf des Kirchspiels" genannt - ein Prädikat, das sich in den um das "Rheinische Haus" gruppierten Fachwerkbauten heute noch erahnen lässt. 

Das „Rheinische Haus“
Das älteste Haus in Fahr ist ein stattlicher Fachwerkbau über steinernem Untergeschoss mit breitem Tor neben dem Hauseingang. Erbaut wurde es 1584. Es bot als Fährmannshaus und Pferdewechselstation für die Treidelschifffahrt Unterkunft für Kaufleute, Reisende, Schiffer und Pferdeknechte, bis die Dampfschifffahrt dem Treidelbetrieb ein Ende setzte. Nach dem Eisenbahnbau, der Fahr den freien Zugang zum Rhein abschnitt, wurde zudem die Fähre stromabwärts nach Leutesdorf verlegt.

Schloss Friedrichstein
Um 1645/46 begann Graf Friedrich zu Wied mit dem Bau des unbefestigten Schlosses Friedrichstein auf dem felsigen Rheinuferstreifen am Fuß der Hohen Ley oberhalb Fahr. Doch bereits 1662 wurden die Bauarbeiten wieder eingestellt. Ob das Schloss jemals komplett fertiggestellt wurde, ist nicht bekannt. Die Geschichte des existierenden Gebäudes blieb jedenfalls wechselvoll. Im 18. Jahrhundert richtete man dort zunächst ein Lazarett ein, 1745 dann eine Zucht- und Armenanstalt mit Spinnerei und Tuchweberei, 1762 eine Farbenfabrik, 1781 ein Spielkasino, das noch im selben Jahr bankrott machte. 1789 war eine Garnison des konterrevolutionären französisch-irischen Regiments dort untergebracht, um 1800 die Geheimwerkstatt einer Falschmünzerbande. 1806 ließ die Fürstlich-Wiedische Regierung das Dach des Baus abreißen, das Schloss wurde dem Verfall preisgegeben. 1868 riss man die Ruine ab, um der Eisenbahnstrecke Platz zu machen. Ein schön behauener Basaltstein mit einem Ohrmuschel-Ornament, Stück von einem Fenstergewände des Schlosses, ist als Gedenkstein in die Mauer des Bahndammes eingelassen. Das ist alles, was von Friedrichstein, das der Volksmund auch Teufelsschloss nannte, übrigblieb.

Gönnersdorf

Schon eiszeitlicher Siedlungsplatz
Die Besiedlung des Areals von Gönnersdorf reicht zurück bis in die Eiszeit. 1906 entdeckten Experten hier zunächst ein fränkisches Gräberfeld, 62 Jahre später folgte dann ein spektakulärer Fund: ein Siedlungsplatz eiszeitlicher Jäger, der aus der Zeit um 12.000 v. Chr. stammt. Die in den darauffolgenden Jahren durchgeführten Ausgrabungen brachten aufschlussreiche Erkenntnisse über diesen Siedlungsplatz.
Der Dorfname kommt im Lauf der Jahrhunderte in verschiedenen Versionen vor. Über die Entwicklung des Ortes während des Mittelalters ist nicht viel bekannt. Es gab wohl mehrere herrschaftliche Höfe, zu denen auch der „Beunehof“ gehörte. Heutzutage sind von der ehedem burgähnlichen Anlage nur noch Reste vorhanden. Gönnersdorf hat sich in jüngster Zeit ziemlich ausgebreitet. Mit den Nachbargemeinden ist es durch zahlreiche Neubauten allmählich so verschmolzen, dass die einstigen Dorfgrenzen kaum noch auszumachen sind.

Altsteinzeitlicher Fundplatz
Einer archäologischen Sensation kam der Fund gleich, der 1968 bei Aushubarbeiten an der Eduard-Möricke-Straße gemacht wurde: Man entdeckte einen rund 12.000 Jahre alten Siedlungsplatz eiszeitlicher Jäger. Die nachfolgenden Ausgrabungen brachten Spuren zweier kleinere Rundzelte und drei größer, fellbedeckter Behausungen zutage. In dem systematisch untersuchten, rund 650 Quadratmeter großen Siedlungsbereich fanden sich zudem Knochen von Mammut, Wildpferd, Wisent, Ur, Ren, Hirsch und Eisfuchs, ferner Werkzeuge aus verschiedenem Gestein, Schmuck und Schieferplättchen mit eingeritzten Zeichnungen. Diese Funde geben ein anschauliches Bild vom Leben der Eiszeitjäger und führten zur Gründung des „Museums für die Archäologie des Eiszeitalters in Monrepos.

Hüllenberg

Abtei war größter Grundbesitzer
Hüllenberg findet erstmals Erwähnung im Protokoll über Gründung und Patronat der Feldkirche um 1280 n. Chr. Der Ort war wohl lange Teil von Gönnersdorf, ehe er Ende der 1480er-Jahre seine Selbstständigkeit erlangte. Größter Grundbesitzer in der Hüllenberger Gemarkung war seit dem frühen Mittelalter die Abtei Marienstatt (bei Hachenburg). Im 16. und 17. Jahrhundert kam es zwischen dem Kloster und den jeweiligen Grafen zu Wied immer wieder zu Streitigkeiten sowie nachfolgenden Vergleichen. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Wiedische Haus bis etwa 1660 keinen eigenen Besitz in Hüllenberg hatte. Im Ortsteil weisen noch heute etliche alte Fachwerkhäuser auf seine lange Historie hin. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde in Hüllenberg noch Wein angebaut, die Bewirtschaftung lohnte sich auf Dauer jedoch nicht mehr. 

Wollendorf

Hier lebten einst Ritter
Wollendorf war früh besiedelt. Davon zeugen Funde aus der Bronze-, Römer- und Frankenzeit. Der Ort wird 1263 n. Chr. erstmals offiziell urkundlich erwähnt. Bereits zuvor, im Jahr 1202, wird ein Arnold von Wolvendorp genannt, 1259 ein Ritter namens Isfridus de Wolvindorf, 1429 dann ein Conrad von Wolffendorf. Stammsitz des ortsansässigen Adels war wahrscheinlich die heute noch im Volksmund sogenannte "Burg".
Die Feldkirche, die dem heutigen Stadtteil den Namen gab, ist mehr als 800 Jahre alt. Erwähnung verdient noch die Märkerschaft Feldkirchen, die sich seit mehr als 500 Jahren um die planmäßige Pflege und Nutzung des Waldes außerhalb des Dorfes kümmert. In neuester Zeit hat sich rings um den alten Ortskern die Bebauung bis weit in die Außenbezirke erstreckt. Besonders seit Mitte der 1960er-Jahre hat das Ortsbild kleinstädtische Charakterzüge angenommen.
 

Die "Burg" in Wollendorf
Wollendorfs mittelalterlicher Kern war ein burgartig befestigter Herrensitz, dessen Rest in der sogenannten "Burg" an der Karl-Marx-Straße erhalten ist. Ihre Grundmauern und Kellergewölbe sollen aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammen. Der runde Eckturm des stattlichen Hauses wurde kurz nach 1840 bis auf den noch stehenden Stumpf abgetragen. 

Die Feldkirche
Die Ursprünge der "1000-jährige Feldkirche", wie sie oft genannt wird, liegen zwar noch weiter zurück, doch in ihrem Kern ist das Gotteshaus "erst" rund 800 Jahre alt. Damit ist sie immer noch eine der ältesten Kirchen im Stadtgebiet. Über kleineren Vorgängerbauten errichtete man zwischen 1150 und 1200 die romanische Pfeilerbasilika mit Langchor und Seitenemporen. Etwas später kam an der Westseite der viergeschossige Turm mit Rautendach hinzu, kurz darauf wurde die ursprünglich flache Decke noch eingewölbt. Entsprechend einer Urkunde aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert soll die Kirche von den Vorgängern der Burggrafen von Hammerstein auf deren Grund und Boden erbaut worden sein. Der 1944 durch Bomben zerstörte Chor einschließlich der Apsis wurde 1952 erneuert. Im Zuge der Renovierung stattete man die Fenster mit symbolischen Glasmalereien von Professor Georg Meistermann aus. Sie sind bedeutende Zeugnisse moderner Sakralkunst. Auf dem Platz vor der Kirche befindet sich die alte Gerichtsstätte, urkundlich bezeugt seit 1316. Unter der Gerichtslinde tritt alljährlich im September nach altem Brauch das "Märkergericht" der Waldgenossenschaft Feldkirchen zusammen. In jüngster Zeit entstand ein modernes Gemeindezentrum, das sich harmonisch in den Gesamtkomplex einfügt. 

Rockenfeld

Das verlassene Dorf
Auf die frühe Besiedlung des Ortes deutet ein im Wald gelegenes kleines Erdkastell hin. Neben den Burggrafen zu Hammerstein, Kurtrier und dem Grafenhaus Wied besaß auch das Kloster St. Thomas einen Hof in Rockenfeld. Der Ort trennte sich 1693 von Gönnersdorf, zu dem er bis dahin gehört hatte. 1846 wohnten dort elf Familien. Die meisten wollten nach Wollendorf, Altwied, Anhausen und Ehlscheid aussiedeln, doch die Königliche. Regierung zu Koblenz lehnte dies ab. Anfang des 19. Jahrhunderts soll im nahe gelegenen Nonnenbachtal Erz abgebaut worden sein; jedenfalls dienten die Stollen im Zweiten Weltkrieg als Schutz gegen Fliegerangriffe. Damals lebten noch 50 Bewohner im Ort, deren Zahl jedoch kontinuierlich abnahm. Deshalb beschloss der Gemeinderat 1965 die Auflösung des Ortes und die Umsiedlung der Einwohner. 1969 wurde er schließlich ganz aufgegeben. Aus Rockenfeld sollen die Ahnen der US-amerikanischen Familie von Nelson D. Rockefeller stammen.