Stadtgeschichte zum Ausschneiden
„Stadtgeschichte zum Ausschneiden“ lautet der Titel einer Serie, die der ehemalige städtische Beigeordnete Jürgen Moritz konzipierte. Der begeisterte Heimathistoriker und Modellbauer widmet sich dabei geschichtsträchtigen Gebäuden, Lokomotiven, Waggons und Bussen, die einst den Alltag in Neuwied mitbestimmten – und nun im Modell Historie erfahrbar machen.
Vorab noch ein wichtiger Hinweis zum Ausdrucken der Bastelbögen: Bitte achten Sie darauf, dass im Druck die Funktion "auf Seitengröße anpassen" deaktiviert ist. Nur wenn Sie die Bögen mit der Funktion "tatsächliche Größe" drucken, bleibt der Maßstab erhalten. Und hier erhalten Sie Hinweise zum Zusammenbau.
Und nun viel Spaß beim Ausschneiden und Zusammenbauen.
Eisenbahnen, Triebwagen und Busse
"Ahl Schull" in Heddesdorf

"Ahl Schull" kehrt nach Heddesdorf zurück
In alten Heddesdorfer Gemeindeakten des 18. Jahrhunderts kann man lesen, dass um 1721 ein neues „Nachbarhaus“, ein Gemeindehaus für Rats- und Bürgerversammlungen und sonstige öffentliche Zwecke, errichtet worden sei. Das große, auf einen markanten Steinsockel aufgesetzte Fachwerkhaus an der Ecke der Schmand- und Grabenstraße war besagte „Ahl Schull“, wie sie von den Heddesdorfern liebevoll genannt wurde. Nach mehr als 250 Jahren baufällig geworden, wurde das alte Haus in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts aber nicht einfach abgerissen, sondern im Winter 1974/75 sorgfältig zerlegt und abgetragen und bis zum Jahr 1977 im rheinland-pfälzischen Freilichtmuseum in Bad Sobenheim wieder aufgebaut. Dort kann es im Nachtigallental auch heute noch als Mittelpunkt des Dorfes Mittelrhein-Westerwald-Taunus bewundert werden. Als Modell im Maßstab 1:87 ist es noch einmal für die Heddesdorfer entstanden.

Alte Schule Oberbieber

Aus dem Schulhaus wurde ein Ferienhaus
Nachdem historische Gebäude aus Engers, Heddesdorf, Heimbach und Niederbieber die teilweise längst dem Abbruchbagger zum Opfer gefallen sind, Eingang in die Modellreihe gefunden haben, lag es für Moritz nahe, weitere Vorbilder in Neuwieder Stadtteilen zu suchen. Und da diese reich an markanten älteren Bauwerken sind, wurde er schnell fündig: Das Gebäude aus Oberbieber hat seit der Erbauung im Jahr 1775 Ortsgeschichte als erstes Schulhaus in dem früheren Aubachdorf geschrieben. Noch immer steht es mitten im Ort am Luisenplatz und war zuletzt als Ferienhaus ein schmuckes Domizil. Auch wenn das hübsche Haus schon seit dem Bau einer neuen Oberbieberer Schule Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr als Bildungsstätte genutzt wurde, so prägt es doch noch heute den Ortskern.

Backhaus in Niederbieber

Backhaus auch im Kleinformat ein Schmuckstück
Es war das 25. Modell in der Serie „Stadtgeschichte zum Ausschneiden“: das Backhaus aus dem Stadtteil Niederbieber im Maßstab 1:87. Das reale Backhaus steht an der Ecke Aubachstraße/Backhausgasse. Der Verein Niederbieberer Bürger (VNB) hat das 1736 erbaute Fachwerkhaus 2005 gekauft, renoviert und darin ein Dorfmuseum eingerichtet. Während seiner mehrere hundert Jahre langen Geschichte war das ortsbildprägende Gebäude nicht nur Backhaus, es wurde unter anderem als Gemeindehaus, Sanitätsstube, öffentliche Zahlstelle und als Schusterei genutzt.
Warum Jürgen Moritz gerade dieses Gebäude in seiner Modellreihe realisiert hat? „Ich war beeindruckt vom Engagement des VNB und denke, mit der Renovierung des Gebäudes und der Einrichtung des Museums ist hier etwas sehr Gelungenes entstanden.“ Das Backhaus-Modell ist also auch eine Anerkennung der Arbeit des VNB.

Bahnhof Engers

Der Engerser Bahnhof: Eisenbahnfahrt durchs vorige Jahrhundert
Fast einen halben Meter in der Länge misst das Gebäude als Modell, dessen Original seit dem Jahr 1869, dem Jahr der Aufnahme des rechtsrheinischen Eisenbahnverkehrs, Start und Ziel zahlreicher Bahnreisender war. Mit dem neugeschaffenen Empfangsgebäude, den beiden Stellwerken Engers Nord und Süd, einer Schreinerei und einer Schlosserei sowie dem mächtigen Ringlokschuppen können passionierte Modellbauer jetzt fast den kompletten ehemaligen Bahnhof Engers nachbauen und damit die Eisenbahnwelt des vorigen Jahrhunderts im Modell neu entstehen lassen. Und stilgerecht reisen können sie auch, denn nach dem ersten Langenschwalbacher-Waggon aus dem Jahr 2009 hat Jürgen Moritz auch gleich noch zwei weitere Waggons dieser Bauart konstruiert, so dass eine (Modell)-Reise vom Rhein auf die Höhen des Westerwaldes fast so wie im Jahr 1950 möglich wird.

Güterschuppen Engers

Das fertige Gebäude ist über einen halben Meter lang. Es handelt sich um den ehemaligen Engerser Güterschuppen, der mit der Wirtschaftsgeschichte der Region eng verbunden ist. Dieser Schuppen war das Kernstück des Güterbahnhofes, der einst zu den bedeutendsten am Mittelrhein gehörte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dort alljährlich hunderttausende von Tonnen an Gütern umgeschlagen. Rohstoffe für die Bendorfer Hüttenbetriebe und Gießereien, Fertigprodukte, die in diesen Betrieben hergestellt wurden, Bimssteine aus den vielen heimischen Bimsfabriken und Tonprodukte des Kannenbäckerlandes bildeten dabei den Schwerpunkt.
Gebaut wurde das Original des Schuppens in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Seine Konstruktionszeichnungen entstanden 1892 im damaligen Eisenbahnbetriebsamt Neuwied in der Hermannstraße, dort, wo heute die Maximilian-zu-Wied-IGS ihre Heimat hat. Bei der Konstruktion des Modells hatte Jürgen Moritz Glück, er konnte auf die Originalzeichnung zurückgreifen, die er vor Jahren antiquarisch erworben hatte. Dennoch hat es fast drei Jahre und unzählige Freizeitstunden gedauert, bis das Modell endlich fertig war. Und da zu einem Güterschuppen auch ein entsprechender Güterwaggon gehört, wurde das Modell eines „Gedeckten Güterwagens“ im passenden Maßstab gleich mitkonstruiert.

Lokschuppen Engers

Es ist ein stattliches Bauwerk geworden. Von der Wand der Lok-Werkstatt bis zur Außenwand der Lok-Standes 15 misst es immerhin mehr als einen Meter. Da dürften selbst erfahrene Modellbauer einige Zeit brauchen, um den Engerser Ring-Lokschuppen, von dem ist hier die Rede, in voller Größe als HO-Modell entstehen zu lassen.

Schmitte Eck in Heimbach-Weis

Mit „Schmitte Eck“, einem früheren Gebäude aus dem Stadtteil Heimbach-Weis, im Maßstab 1:87 ist in dieser Reihe das erste historische Bauwerk erschienen.
Dabei war das Modell zunächst nur als private Bastelei gedacht. Doch die ersten Reaktionen auf „Schmitte Eck“ im Kleinformat waren derart positiv, dass der Erbauer, der städtische Beigeordnete Jürgen Moritz, anbot, es als erstes Gebäudemodell in die erfolgreiche städtische Serie einzustellen.
Wer Lust hat, kann also „Schmitte Eck“ jetzt mit wenig Aufwand wiederentstehen lassen. Sei es zum Ausschmücken eines Dioramas, einer Modelleisenbahnanlage oder als Dekoration für den Schreibtisch.

Stellwerke Engers Nord und Süd


Busse

Was heute kaum noch jemand weiß: Die Omnibusgeschichte in Neuwied reicht fast so weit zurück wie die Geschichte der Straßenbahn. 1901 nahm die Kreisbahn ihren Betrieb auf, fünf Jahre später fuhr der erste städtische Linienbus nach Gladbach, begeistert begrüßt von der dortigen Bevölkerung. Doch bald wurde der Betrieb der „Gummibahn“ wieder eingestellt. Denn ab 1909 fuhr die „Elektrisch“, wie die Straßenbahn im Volksmund hieß, in den heutigen Neuwieder Stadtteil.
Erst viel später, nämlich zwischen 1928 und 1935, entstand ein regelrechtes Omnibus-Liniennetz in und um Neuwied. Buslinien nach Gönnersdorf, Segendorf und Weißenturm ergänzten den vorhandenen Straßenbahnbetrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch diskutiert, die veralteten Straßenbahnen durch moderne Omnibusse zu ersetzen. Man entschied sich jedoch für den ebenfalls elektrisch betriebenen Oberleitungsbus, den Obus, der mehr als als ein Dutzend Jahre den Nahverkehr in Neuwied prägte.
1962 führten wirtschaftliche und technische Überlegungen zu der Einschätzung, dass für Neuwied und seine Nachbargemeinden ein reiner Omnibusbetrieb am kostengünstigsten sei. Moderne Standardomnibusse mit Einmannbedienung ersetzten die Obusse. In den siebziger Jahren erschien der Gelenkbus, mit dem es nun möglich wurde, größere Fahrgastzahlen zu befördern, und seit den neunziger Jahren kommen moderne Niederfluromnibusse zum Einsatz.

Feldbahnen

Als noch die Bähnchen zur Bimskaul fuhren
Insgesamt mehr als 33 Kilometer lang waren allein die Gleisstränge der fünf bedeutendsten Bimssteinproduzenten im heutigen Stadtgebiet zu Beginn der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Hinzu kam noch eine große Zahl kürzerer Gleisanlagen in den vielen kleinen Bimsfabriken. Vor dem Erscheines des Lastkraftwagens waren sie nämlich unentbehrlich, die kleinen Züge, die jahrzehntelang vom Frühling bis zum Herbst, wenn die Steine „gekloppt“ wurden, das „Gold des Neuwieder Beckens“ aus den Bimsgruben in die Steinfabriken brachten.
Übrigens ein umweltfreundliches Transportmittel, denn für die Gleistrassen wurde nur wenig Raum benötigt, der Boden wurde nicht verdichtet oder gar versiegelt und nach der Abgrabung der Bodenschätze wurde das Gleis wieder zurückgebaut.
Um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert waren es meist noch schwere Kaltblutpferde, die als Zugtiere für einzelne Loren zum Einsatz kamen. Aber schon bald folgten bei steigenden Zuglasten kleine Dampflokomotiven, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch Benzol- und Dieselloks ergänzt wurden. Erst der Lkw, der flexibler und letztlich auch wirtschaftlicher eingesetzt werden konnte, beendete die Ära der Feldbähnchen. Insgesamt aber haben sie ein bedeutendes Stück Wirtschaftsgeschichte unserer Region mitgeschrieben, die „Schmalspurigen“.

Kreisbahn mit Triebwagen

So sah sie wohl vor rund einhundert Jahren aus, die Wagenhalle in Oberbieber, bevor die „Kreisbahn-Neuwied-Oberbieber“ zur „Neuwieder Kreisbahn“ wurde. Kartonagen verschiedener Stärke bis hin zu alten Weinkartons waren das Baumaterial für das Gebäude, an das nur noch ein Straßenname in Oberbieber erinnert.
"Kohlen für Oberbieber“. So oder ähnlich könnte die Überschrift über der kleinen Entladeszene neben dem Modell der ehemaligen Wagenhalle in Oberbieber lauten. Allerdings fand ein Gütertransport durch die schmalspurige Kreisbahn-Neuwied-Oberbieber nur wenige Jahre statt, da man gegen die Konkurrenz der normalspurigen Kleinbahn Neuwied-Augustental nicht bestehen konnte.

Langenschwalbacher und Schlackewagen

Der "Langenschwalbacher"
Der Schlackewagen
Mit dem „Langenschwalbacher“ in den Westerwald
Es war im Jahr 1884, als erstmals ein Zug von Neuwied, oder genau gesagt von Engers aus, hoch in den Westerwald fuhr. Für die damalige Zeit war dies in der Tat ein bahnbrechendes Ereignis, wurde doch mit der Eröffnung der landschaftlich reizvollen Strecke durch das Brexbachtal endlich auch der untere Westerwald vom Rheintal aus durch den Schienenstrang erschlossen. Und der Bahnhof Engers mit seinen umfangreichen Betriebseinrichtungen und Anlagen konnte sich zu einem Knotenpunkt des regionalen Eisenbahnverkehrs entwickeln. Für Jürgen Moritz, Konstrukteur der überaus beliebten Serie „Stadtgeschichte zum Ausschneiden“ auf der Homepage der Stadt Neuwied, lag es daher nahe, mit weiteren Bastel-Modellen an jenes historische Ereignis zu erinnern.

Sonderzüge

Saubere-Pfoten-Zug
Pfefferminzbähnchen
Die Saubere-Pfoten-Lok „Pauline“ bekommt Zuwachs. In ihrem Fall ist es ebenfalls die Nachbildung eines historischen Vorbildes, nämlich der Lokomotive und des Waggons des „Pfefferminzbähnchens“. Das Bähnchen war zwar nicht in Neuwied zu Hause, aber immerhin in unserem Bundesland: In der südlichen Pfalz schnaufte es bis 1956 von Neustadt nach Speyer. Übrigens stammen Lokomotive und Wagen sogar noch aus einer Epoche lange vor der Gründung unseres Landes, als der südliche Landesteil noch bayrisch war!