Starkregenvorsorge
Starke Regenfälle und damit verbundene Überschwemmungen können überall auftreten – unabhängig von der Entfernung zum nächsten Gewässer. Denn das Problem: In der Regel ist die Kanalisation nicht auf solche Regenmengen ausgelegt. Sie kann das Wasser nicht vollständig aufnehmen und dementsprechend fließt das Wasser nicht schnell genug ab. Die Folge: Das Wasser staut sich.
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl dieser Starkregenereignisse nicht nur zugenommen. Starkregen tritt auch in stärkem Ausmaß auf als bisher. In der Stadt Neuwied kam es zum Beispiel im Juni 2018, im August 2019 und 2020 sowie im Juni 2021 zu solchen Starkregenereignisse.
Auch wenn Starkregen überwiegend im Sommer auftritt: Die Prognosen sind dennoch schwierig und meist erschweren kurze Vorwarnzeiten akute Vorsorgemaßnahmen.
Wie lässt sich also auf Starkregen reagieren? Um die Vorsorgesituation zu in Neuwied zu verbessern, haben wir als Stadt ein Starkregenkonzept erstellen lassen. Und auch jeder Neuwieder und jede Neuwiederin selbst, kann sich auf Starkregenereignisse vorbereiten.
Starkregenvorsorgekonzept
Das örtliche Starkregenkonzept der Stadt Neuwied informiert stadtteilbezogen über die Gefahren von Starkregenereignissen. Zudem zeigt es auch mögliche Maßnahmen zur Schadensminimierung auf. Dieses Vorsorgekonzept dient als Ergänzung zum bereits bestehenden Hochwasserschutzkonzept der Stadt.
Eine wichtige Grundlage bei der Erstellung bildete die Starkregengefahrenkarten des Landes Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus flossen aber natürlich auch die bisherigen Erfahrungen seitens der Stadt und der Bürgerinnen und Bürger mit ein. Zudem wurde die Starkregengefährdungssituation in Neuwied bei diversen Ortsbegehungen direkt vor Ort überprüft und der Stand der Starkregenvorsorge erfasst. Daraus erfolgte dann eine Defizitanalyse und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wurden die Maßnahmen zur Starkregenvorsorge entwickelt.
Das Neuwieder Starkregenvorsorgekonzept erarbeitete in unserem Auftrag das Ingenieurbüro Björnsen Beratende Ingenieure GmbH in einem gut zweijährigen Prozess. Unterstützung erhielten sie dabei vom Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge (IBH) und dem Kompetenzzentrum Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement (KHH) des Landes Rheinland-Pfalz.
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Alle Details zum Nachlesen
Das Starkregenkonzept zum Download
Weitere Anlagen:
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Kanalnetz (Besprechung) 123 KB
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Feuerwehr (Besprechung) 132 KB
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Landwirtschaft (Begehung) 457 KB
Eigenvorsorge
Starkregen lässt sich nicht verhindern. Dennoch kann jeder auch selbst Vorsorge tragen, um auf ein solches Wetterereignis besser vorbereitet zu sein. Das kann eine passende Versicherung sein, damit mögliche Elementarschäden finanziell abgesichert sind. Genauso können aber auch bauliche Anpassungen am eigenen Haus und eine private Hochwasserausrüstung helfen. Und auch vermeintlich Unscheinbares – wie das Lagern von Grünschnitt oder anderen losen Materialien an Gewässern, das vermieden werden sollte – können bei der Eigenvorsorge relevant sein.
So können Sie privat für Starkregen vorsorgen:
Schäden durch Starkregen oder Hochwasser können existenzbedrohend sein. Deshalb sollten Sie rechtzeitig eine finanzielle Absicherung durch eine Versicherung oder Rücklagen sicherstellen.
Denn es gilt: Bei Naturkatastrophen leistet der Staat nur denjenigen finanzielle Hilfe, die sich nicht gegen Elementarschäden versichern können. Die Verantwortung liegt also bei jedem selbst!
Alle wichtigen Details rund um das Thema finazielle Absicherung können Sie beim Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität nachlesen.
Außerdem haben Sie die Möglichkeit, sich kostenlos über die Beratungshotline der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zum Thema Elementarschadenversicherung beraten zu lassen. Informationen zu Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf den Seiten der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Private Bauvorsorge und Objektschutz sind essentielle Bestandteile der Starkregenvorsorge. Informationen zum Objektschutz für den Starkregenfall finden Sie im Leitfaden "Starkregen – Objektschutz und bauliche Vorsorge" des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumfor-schung. Der Leitfaden beschreibt die Wirkungsweise von Starkregen auf Objekte und schlägt zudem konkrete Schutzmaßnahmen vor.
Zusätzlich bietet die Hochwasserschutzfibel des Bundes Ihnen hilfreiche Informationen. Diese Hochwasserschutzfibel umfasst unter anderem baukonstruktive Empfehlungen zum hochwasserangepassten Bauen und zur Hochwasserbeständigkeit von Baustoffen. Das Thema Starkregen wird ebenfalls thematisiert und viele Aspekte des Objektschutzes aus dem Bereich Hochwasserschutz sind auf das Thema Starkregenvorsorge anwendbar.
Außerdem bietet die Hochwasserschutzfibel Checklisten zur Planung der privaten Hochwasservorsorge, zur richtigen Hochwasserausrüstung und zum Thema Hochwasser und Auto, die eine wertvolle Orientierung für mögliche Vorkehrungen bieten.
Die Lagerung von Grünschnitt, Kompost, Brennholz oder ungesicherten Materialien in der Nähe eines Gewässers stellt bei Überschwemmung ein großes Gefahrenpotential mit weitreichenden Konsequenzen dar. Denn bei Starkregen oder Hochwasser werden diese schnell mitgeschwemmt und lagern sich weiter unterhalb im Gewässer ab.
Das Problem: Der im Garten harmlos wirkende Grünschnitt oder Kompost blockiert dann im schlimmsten Fall kritische Nadelöhre. Das kann zum Beispiel an Durchlässen oder Brücken sein, was zu einem unkontrollierten Wasseraustritt und der Gefährdung benachbarter Häuser führen kann. Zudem kann das mitgeschwemmte Material das Gewässer durch den Eintrag von Nährstoffen und Abfall zusätzlich verunreinigen.
Deshalb gilt für die Lagerung von Materialien in direkter Gewässernähe:
- Keine Lagerung von Grünschnitt, Kompost, Brennholz oder Ähnliches in Gewässernähe (Mindestabstand: 5 bis 10 m)
- Keine Entsorgung von Garten- oder Hausabfällen am oder im Gewässer
- Fixierung von Gegenständen und Materialien, die weggeschwemmt werden können
Weitere Informationen zum Thema Hochwasser-/Starkregenvorsorge für Gewässeranlieger haben die Gemeinnützige Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung in einem Flyer für Gewässeranlieger und das Land Rheinland-Pfalz im Leitfaden "Hochwasservorsorge am Gewässer" hier zusammengestellt.
Die Situation in Neuwied:
Untersuchungen und Befragungen während der Erstellung des Starkregenvorsorgekonzeptes haben gezeigt, dass dieses Problem auch an vielen Bächen beziehungsweisen in vielen Stadtteilen von Neuwied aktuell ist. Betroffen sind insbesondere Einlaufbauwerke und Engstellen an Gewässern (zum Beispiel Einlaufbauwerk Segendorf an der Nodhausener Str., Einlaufbauwerk Flecksbach in Altwied, Eisenbach in Oberbieber, flache Brücken am Aubach in Niederbieber).
In Niederbieber wurde 2021 bereits ein Grobrechen errichtet, um Gehölz abzufangen, für Segendorf bestehen ähnliche Überlegungen. Grobrechen halten jedoch nur grobes Material, wie beispielsweise Treibholz, zurück und auch diese Rechen haben Kapazitätsgrenzen, die insbesondere im Starkregen- oder Hochwasserfall schnell erreicht sind.
Weiterführende Informationen:
Sturzflutengefahrenkarten
Auch wenn die Vorhersage schwierig ist, lässt sich die Gefahrensituation durch Starkregen mittlerweile zumindest einschätzen. Dabei hilft die Sturzflutengefahrenkarten des Landes Rheinland-Pfalz.
Diese Karten geben mit einer Auflösung von 1x1 Metern Aufschluss über die maximale Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten.
Diese Karten haben 2023 die bisher veröffentlichten Hinweiskarten Sturzflut nach Starkregen abgelöst.
Frühwarnsysteme
Verschiedene Warn-Apps geben Informationen zu unterschiedlichen Gefahrenlagen, wie beispielsweise zu Wetterwarnungen oder Hochwasserinformationen. Zu diesen Warn-Apps zählen die Notfall-Informations- und Nachrichten-App (NINA) vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, KATWARN oder auch die WarnWetter-App vom Deutschen Wetterdienst.
Die App "Meine Pegel" enthält rund 2500 Pegel in Deutschland und informiert über den aktuellen Wasserstand am gewünschten Pegel und benachrichtigt bei Über- oder Unterschreitung.
Auch im Radio (SWR1, SWR4, SWRinfo, RPR1) werden Informationen zu Gefahrenlagen bekannt gegeben sowie im Videotext (Tafel 800) des Fernsehsenders SWR zum Thema "Hochwasser".
IBH und KHH
Das Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge (IBH) und das Kompetenzzentrum Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement (KHH) beraten die Kommunen bei der Aufstellung der örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte. Auf ihren Internetseiten stellen das IBH und das KHH Informationen zur öffentlichen und privaten Starkregen- und Hochwasservorsorge sowie zu örtlichen Starkregen- und Hochwasservorsorgekonzepten bereit.