Innenstadt
Eine noch junge Stadt
Obwohl das 1653 gegründete Neuwied eine noch verhältnismäßig junge Stadt ist, bietet auch das Stadtzentrum eine Fülle von Sehenswürdigkeiten: Neben Deich, Raiffeisenbrücke, Pegelturm und Deichkrone unter anderem das Schloss der Fürsten zu Wied, die Galerie Mennonitenkirche, das Schärjerdenkmal, das Roentgen-Museum, das Raiffeisen-Denkmal und vieles mehr. (Link zu Rat und Verwaltung, Neuwied, Geschichtliches) Eine pittoreske Altstadt wie sie die meisten anderen Rheinkommunen vorweisen, findet man im Stadtzentrum nicht. Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts beschrieben Neuwied aufgrund seiner für damalige Verhältnisse breiten, schachbrettartig angelegten Straßen als äußerst modern. Was es in der Innenstadt Sehenswertes gibt, erfahren Sie auf diesen Seiten.
Das Neuwieder Wappen

Die Dreiteilung des Wappens verweist auf die dreifache Zusammensetzung der neuen Stadt Neuwied aus der früheren Stadt Neuwied und den beiden Verbandsgemeinden Engers und Niederbieber-Segendorf seit dem 7. November 1970. Die wellenförmige Begrenzung des Schildhauptes symbolisiert die Lage der Stadt am Rhein, zugleich ihre Rheinufergrenze. Der Pfau mit den vier Schrägbalken (dazu auf dem Schildrand eine fünfzinnige Mauerkrone) bildete das Wappen der alten Stadt Neuwied, zweite Hälfte 19. Jahrhundert bis 1970, in Heroldsbild und Figur identisch mit dem Stammwappen der Grafen zu Wied, die 1653 Neuwied als Residenzstadt gegründet hatten. Der Mauerturm als Symbol für die hiesigen Römerkastelle und zugleich für die Burg Altwied, Stammburg der wiedischen Grafen, ist entnommen dem Wappen der ehemaligen Verbandsgemeinde Niederbieber-Segendorf. Das rote Kreuz, entnommen den Wappen der ehemaligen Verbandsgemeinde Engers und der zugehörigen Gemeinden, verweist auf die kurtrierische Vergangenheit dieses Gebietes von 1357/1600 bis 1803.
Rechtsgültig seit 2.1.1974 (GU)
Entwurf nach Angaben der Stadtverwaltung
Ausführung: D. Wolter/Atelier A. Mager/Neuwied-Feldkirchen
Altes Brauhaus
Eines der ältesten Häuser der City
Das "Alte Brauhaus" in der unteren Rheinstraße ist eines der ältesten Häuser im alten Neuwied. Mit seinem steinernen Unterbau und der seitlichen Toreinfahrt, dem Fachwerkoberbau und dem großen Zwerchgiebel vertritt es den Durchschnittstyp des Neuwieder Bürgerhauses im 17. und frühen 18. Jahrhundert. Einst war es eine gemütliche Brauerei-Gaststätte. Im Volksmund hieß das Gasthaus "Die Maan". Der Grund: Angeblich hätten Neuwieder Gymnasiasten dort heimlich ihre Konvente abgehalten. Dabei sollen zwei hübsche Schankmädchen den aufdringlichen jungen Herren derart zahlreiche Körbe verpasst haben, dass daraus eine richtige "Maan" (Mande = großer Korb) wurde ...
Altes Zollhaus
Es diente dem Grafen als Salzlager
Nahe beim Alten Brauhaus, an der Ecke Rhein- und Mittelstraße, steht der um zwei Jahre jüngere wuchtige Steinbau, der bis in die 1960er-Jahre das Neuwieder Zollamt beherbergte. Das 1696 erbaute Haus unterscheidet sich schon äußerlich durch seine hohen, geschwungenen Ziergiebel und seine vielen Doppelfenster, aber auch im Innern durch seine burgähnlich dicken Mauern, durch schwere Balken und Gewölbe von den durchweg leichter gebauten Fachwerkhäusern der Bürger. Es wurde wahrscheinlich nach der Brandschatzung der Stadt von 1694 von der gräflichen Regierung, die das Salzmonopol besaß, errichtet und als Salzmagazin genutzt,-In dem nahe am Rhein gelegenen Haus wurde das per Schiff importierte Salz verzollt, gelagert und zu festgesetztem Preis mit Steueraufschlag verkauft. 1827 machte der preußische Staat es zum allgemeinen Hauptzollamt. Verkehrsenge in der Altstadt und Verlagerung des Aufkommens an zollpflichtigen Gütern vom Schiff auf Straße und Schiene sorgten 1969 für das Aus des Neuwieder Zollamts. Heute beherbergt es eine Gaststätte.
Stadthalle Heimathaus

Das heutige Heimathaus am Ende der Schlossstraße wurde 1825 im klassizistischen Stil als Casino erbaut. 1988 erfolgte die Umgestaltung in eine Festhalle mit angegliedertem Restaurant. Dort finden Konzerte, Festakte und andere kulturelle Veranstaltungen, Kongresse und die Sitzungen des Stadtrates statt.
Historisches Rathaus
Es erfüllt(e) viele Funktionen
Ein Rathaus als stattliches oder gar prunkvolles Gebäude im Mittelpunkt der Stadt hat es in Neuwied nie gegeben. Die junge Kommune war in den ersten schwierigen Jahrzehnten ihres Bestehens zu arm, um sich etwas Derartiges zu leisten. Zwischen 1699 und 1716 erbaute man auf einem "abgebrannten Platz" Ecke Mittelstraße und Rheinstraße das erste Rathaus, das sich kaum von einfachen Bürgerhäusern unterschied. Es ging um 1800 in Privatbesitz über. 1811 erwarb die Stadt ein größeres Eckhaus an der Markt- und Engerser Straße als neues "Stadt-, Schul- und Wachhaus". 1863 ersetzte man es durch einen dreigeschossigen Neubau, doch nur 14 Jahre später siedelte die Verwaltung erneut um. Warum? Dazu müssen wir in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückblicken. Ein Bruder des damals regierenden Grafen Alexander hatte an der Pfarrstraße das für lange Zeit größte Gebäude der Stadt errichten lassen und es 1765 der Stadt als Armenhaus übermacht. Das wiederum erwies sich als finanzieller Fehlschlag, und so verkauften die Stadtväter das Gebäude 1784 an die Firma Remy & Barensfeld, die dort dann die Produktion von Emailgeschirr aufnahm. 1871 erhielt die Stadt von der letzten Erbin der inzwischen erloschenen Firma das Haus mitsamt dem Firmenterrain als Vermächtnis zurück. 1877 zog die Stadtverwaltung dort ein, die sich allerdings die Räumlichkeiten bis 1912 mit der Höheren Töchterschule teilen musste. Sein heutiges Aussehen hat das mittlerweile „historisch“ genannte Rathaus in jenem Jahr nach Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen erhalten.
Bis 1998 war dort der Hauptsitz der Stadtverwaltung, die jedoch nach Gründung der neuen großen Stadt Neuwied auf zahlreiche Dienststellen im gesamten Stadtgebiet verstreut war. Mit dem Kauf des früheren Verwaltungsgebäudes der Firma Rasselstein an der Engerser Landstraße konnte die Verwaltung ein neues Rathaus erwerben, das fast alle Dienststellen unter einem Dach vereint und Behördengänge erheblich vereinfacht. Das historische Rathaus beherbergt heute das Standesamt, das Amt für Stadtmarketing, die StadtBibliothek und Fraktionsbüros.
Herrnhuter Viertel
Architektonisch bedeutsame Sehenswürdigkeit
Die Herrnhuter Brüdergemeine, der auch die berühmten Möbelkünstler Abraham und David Roentgen angehörten, ließ sich Mitte des 18. Jahrhunderts in Neuwied nieder. In der Folge entstand das in einheitlichem Baustil errichtete "Herrnhuter Viertel", das die Karrees zwischen Langendorfer-, Friedrich-, Pfarr- und Engerser Straße umfasst. Einige Häuser besitzen noch heute in der berühmten Roentgen-Werkstatt gefertigte Eingangstüren. Auch die im oberen Teil der Friedrichstraße gelegene frühere Zinzendorfschule, die heute Teile der Fachschule des Lebensmittelhandels beherbergt, zeugt von Herrnhuter Baukunst. 1870 wurde es für die Herrnhuter Knabenanstalt, die schon seit 1756 Schüler aus dem In- und Ausland in ihrem Internat betreute, gebaut. 1887 fand dort wahrscheinlich das erste internationale Fußballspiel auf deutschem Boden statt. Zitat aus der damaligen Neuwieder Zeitung: "In Fastnachtskostümen wurde um einen aufblasbaren Ball gekämpft".
Die Kirche der evangelischen Brüdergemeine
An der Friedrichstraße steht die in den 1780er-Jahren im spätbarocken „Herrnhuter Stil“ erbaute Kirche mit ihrem schlichten Betsaal, die das Zentrum der noch heute aktiven Gemeinde ist. Sie reiht sich harmonisch in die Häuserzeilen ein.
Prinz-Max-Denkmal
Ein Prinz reüssiert als Völkerkundler
Vor dem Schlosstheater befindet sich das Denkmal für den Natur- und Völkerkundeforscher Prinz Maximilian zu Wied (1782-1867), den Maler Carl Bodmer und den Indianerhäuptling Matotope, mit dem der Prinz sich während seiner Forschungsreisen in den USA angefreundet hatte. "Prinz Max" bereiste mit Bodmer weite Teile der damaligen "Neuen Welt". Seine Forschungsberichte gelten noch heute als wissenschaftliche Standardwerke, seine Reiseberichte lieferten Hintergrundinformationen über den "Wilden Westen", die unter anderen Karl May für seine "Winnetou"-Romane nutzte. Die Forschungsreisen des Prinzen waren bereits Gegenstand von TV-Dokumentationen.
Raiffeisen-Brücke

Nur vier Jahre nach Vollendung des Deichbaus feierten die Neuwieder die Fertigstellung der ersten festen Neuwieder Rheinbrücke. Die Stahlbalkenkonstruktion wurde nach eindreiviertel Jahren Bauzeit im November 1935 dem Verkehr übergeben. Bomben zerstörten sie im Januar 1945. Der mühselige Wiederaufbau erfolgte in Etappen von 1947 bis 1951. Doch der ständig wachsende Verkehr überbeanspruchte das Bauwerk rasch, zahllose Reparaturen konnten sie nicht retten. So kamen 1966 Pläne für eine neun Rheinbrücke ins Rollen. Am 27. Juli 1974 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau einer neuen, sechsspurigen Tragseilbrücke. Während an der alten Brücke immer noch herumgeflickt wurde, um den Verkehr aufrecht zu erhalten, wuchsen von beiden Ufern her die Fahrbahnarme der neuen Rheinquerung zusammen. Am 5. Juni 1977 rollte zum ersten Mal der Verkehr über die nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem großen Neuwieder Sozialreformer des 19. Jahrhunderts, benannte Brücke, die am 26. September 1978 ihre offizielle Einweihung erlebte.
Roentgen-Haus

Heimat berühmter Kunsttischler
Das klassizistische, von 1774 bis 1776 erbaute Bürgerhaus an der Pfarrstraße war bis 1794 Wohnhaus und Werkstatt des Kunsttischlers David Roentgen (1747-1807), dem Sohn des bekannten Kabinettmachers Abraham Roentgen (1711-1793). Kostbare Ausstattung, meisterhafte Verarbeitung und raffinierte Mechanismen machten die Möbelstücke der Roentgens zu begehrten und hochbezahlten Luxuswaren. Heute befindet sich das Haus in Privatbesitz. Kunstvoll gestaltete Möbel beider Roentgens zeigt das Neuwieder Kreismuseum, das Roentgen-Museum.
Roentgen-Museum

Museum zeigt Schätze der Kunsttischler Roentgen
Das Roentgen-Museum, auch als Kreismuseum bekannt, widmet sich unter anderem den innovativen Kostbarkeiten der berühmten Kunsttischler Abraham und David Roentgen. Es beherbergt gar Deutschlands größte Roentgen-Möbel-Sammlung. Ausführlich geht man hier zudem auf Leben und Wirken des Genossenschaftsgründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen ein. Weiterer Schwerpunkt sind die Meisterstücke des Uhrmachers Peter Kinzing (1745-1816). Zu sehen ist auch ein in Neuwied hergestelltes Schienenstück für die erste deutsche Eisenbahnverbindung zwischen Nürnberg und Fürth. Auch für klassische Konzerte ist das Roentgen-Museum mittlerweile eine gute Adresse.
Weitere Informationen im Internet unter www.kreismuseum-neuwied.de
Schärjerdenkmal
Warum man die Neuwieder "Schärjer" nennt
Noch heute werden die Neuwieder als „Näiwidder Schärjer“ bezeichnet. Warum?
Schärjer sind Arbeiter, die eine Schubkarre - mundartlich Schärskaa - vor sich herschieben. Vor mehr als 100 Jahren waren solche Karren das Hauptarbeitsgerät der Neuwieder zum Be- und Entladen der Rheinschiffe. Viele Neuwieder verdienten sich als Schärjer ihren Lebensunterhalt. Vorwiegend Bimssteine verluden sie mit den Karren auf die Schiffe. Dem umtriebigen Schärjer hat man in der Mittelstraße ein Denkmal gesetzt. Dort kann man ihn und seine mit Steinen beladene Schärskaa Richtung Rhein marschieren sehen.
Dem Schärjer ist auch ein Lied gewidmet, das die Neuwieder auch heute noch gern singen:
1. Strophe:
Die Spatzen im Weidchen, die Fischlein im Rhein erfanden ein neues Lied.
Zuerst stimmten fröhlich die Kinder mit ein und dann sang das ganze Neuwied:
Refrain:
Mir sein Naiwidder Schärjer seit über dreihundert Johr, mir kennen käne Ärjer drum wären mit och net schroh.
Bei uns is käner der letzte, bei uns kimmt käner zuerscht.
Ob de dünnste oder de fettste, bei uns es jeder en Ferscht.
2. Strophe:
Mir hann in Naiwidd en Geländerverein, an dem Club es alles dran.
Wenn die mal e bißje benebelt sein, fänge die zu singe an:
Refrain: Mir sein Naiwidder Schärjer ...
3. Strophe:
Gar manch äner singt unser Schärjerlied, so gut wie er singe kann.
Doch am schienste singt et im Bundesgebiet noch immer et Wittmans Ann
Refrain: Mir sein Naiwidder Schärjer ...
Schlosstheater
Hier schlägt das Herz der Kultur
Das überregional bekannte Schlosstheater hat seine Heimat in einem Nebentrakt des Neuwieder Schlosses. Das 1799 erbaute Gebäude wurde 1840 zunächst zu einem Privat-, 1860 dann zu einem Residenztheater umgestaltet. 1977 erfolgte ein umfassender Um- bzw. Neubau, der dem Theater sein heutiges Aussehen gab und der Landesbühne Rheinland-Pfalz für ihre regelmäßigen Aufführungen dient. Es bietet Platz für knapp 300 Zuschauerinnen und Zuschauer. „Ausverkauft“ ist hier die Regel, nicht die Ausnahme.
Weitere Informationen: www.schlosstheater-neuwied.de
STADTGALERIE Mennonitenkirche
Einst Gotteshaus der Mennoniten
Nach der Gründung Neuwieds 1653 tauchen unter den ersten Neubürgern auch Mennoniten auf. Ihre Gemeinde erhielt 1680 die gräfliche Konzession, aber erst viel später Ende der 1760er-Jahre unter Graf Alexander ihre eigene Kirche am Ausgang der Schlossstraße zum Rhein hin. 1775 fügte man rheinwärts ein Pfarrhaus an, 1860 erhielt die Kirche ein Glockentürmchen. 1985 brannte die Kirche leider teilweise ab. Seit dem Wiederaufbau dient sie als städtische Galerie mit wechselnden Ausstellungen namhafter Künstler.
Weitere Informationen gibt es hier.
Schloss Neuwied
Der Familiensitz der Fürstenfamilie
Das von 1707 bis 1712 im Stil des rheinisch-nassauischen Klassizismus' erbaute Schloss ist noch heute der Familiensitz der Neuwieder Fürstenfamilie. Es kann nicht von innen besichtigt werden. Errichtet wurde es anstelle einer 1694 von französischen Truppen niedergebrannten, knapp 50 Jahre zuvor erbauten Burg. Die Pläne entwarf der Barockarchitekt Johann Julius Rothweil nach französischem Vorbild: Ihm schwebte eine hufeisenförmige, sich stufenweise verjüngende Anlage aus insgesamt fünf Gebäudetrakten vor. Die im Schlossarchiv erhaltenen Entwürfe wurden indes nur teilweise verwirklicht. Der heutige Adelssitz ist eine dreiflügelige Anlage. Die italienischen Stukkateure Gemone und Castelli schufen die festlichen Innendekorationen.