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Stadt Neuwied:Heddesdorf

Drohnenaufnahme der neuen Deichuferpromenade mit weitem Blick in die nördlicheren Stadtteile von Neuwied.

Heddesdorf

Raiffeisen war hier einst Bürgermeister
Durch "Allerhöchste Cabinettsordre Seiner Majestät", datiert 14. Mai 1904, wurde Heddesdorf mit Wirkung vom 1. April 1904 in die "alte" Stadt Neuwied eingemeindet. Weit mehr als ein Jahrhundert ist seither verflossen, und Heddesdorf ist in dieser Zeitspanne derart mit der Kernstadt verschmolzen, dass es nach Bildung der neuen, großen Stadt Neuwied im Jahr 1970 amtlich nicht zu einem besonderen Stadtteil erklärt wurde. Von großer Bedeutung ist es dennoch, nicht zuletzt deshalb, weil Friedrich Wilhelm Raiffeisen hier seine bedeutendsten Schriften zum Genossenschaftswesen verfasste. 

Mitten zwischen den älteren Wohn- und Industrievierteln Richtung Stadtmitte, im Bahnhofsbereich, den neuen großen Wohnsiedlungen Raiffeisenring und Heddesdorfer Berg und dem Sport-, Erholungs- und Ausstellungsgelände beim Stadtpark - alles in der ehemaligen Gemarkung Heddesdorf - liegt immer noch der alte Heddesdorfer Dorfkern - mit der Kirche im Oberdorf, den stillen Gassen im Mitteldorf und dem Landratsgarten im Unterdorf. 

Die Geschichte des Ortes geht bis in die Jungstein- und Bronzezeit zurück. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde Heddesdorf römische Garnison und erhielt ein Kastell. 1647 errichtete Graf Friedrich zu Wied oberhalb von Heddesdorf eine Mühle, aus der sich das ehemals bedeutende  Walzwerk Rasselstein entwickelte.

Zwischen Umgehungsstraße, Sohler Weg und Dierdorfer Straße entstand ab 1962 als Bundesdemonstrativprogramm eine gartenstadtähnliche Wohnsiedlung für 5000 Menschen, der "Raiffeisenring".

Weitere Informationen unter www.vereinigungheddesdorferbuerger.de.

Das Heddesdorfer Wappen

Das Backhaus

Im Freilichtmuseum wieder aufgebaut
Aus Heddesdorfer Gemeindeakten des 18. Jahrhunderts geht hervor, dass man um 1721 ein neues "Nachbarhaus" für Rats- und Bürgerversammlungen und andere öffentliche Zwecke errichtete. Dabei handelte es sich um ein auffallend große Fachwerkhaus an der Ecke Schmand- und Grabenstraße, bekannt als "ahl Schull" und "ahl Backes“. Im Lauf der Zeit vernachlässigt und baufällig geworden, wurde es 1975 abgetragen und anschließend als erstes Objekt im Freilichtmuseum bei Bad Sobernheim an der Nahe seinem ursprünglichen Aussehen entsprechend wieder aufgebaut.  

Heddesdorfer Pfingstkirmes

Die Veranstaltung hat sich über die Jahrzehnte zu einer der größten ihrer Art am Mittelrhein entwickelt. Und das aus mehreren Gründen. Zum einen sind da die vielen hochmodernen Fahrgeschäfte, die für reichlich Adrenalinschübe sorgen, zum anderen sorgt ein imposantes Feuerwerk, das den Neuwieder Nachthimmel an Pfingstsamstag erhellt, regelmäßig für Begeisterung. Und dann steht an Pfingstdienstag noch der Ritt der Heddesdorfer Pfingstreiter auf dem Programm, der eine jahrhundertelange Tradition besitzt. Weitere Informationen zur Heddesdorfer Pfingstkirmes.

Landratsgarten

Um 1740 entstand das ehemalige Landratsamt als Herrenhaus des Grafen Alexander zu Wied. Sein Aussehen hat es seither kaum verändert, 1801 erwarb es Freiherr Johann Justus von Runkel, dessen Enkel Eduard Justus 1851 zum Landrat des Kreises Neuwied ernannt wurde. Von einer Umgehungsstraße durchschnitten und mit einem Wohnhochhaus bebaut ist der, das alte Herrenhaus ursprünglich umgebende Landratsgarten heute bis auf geringe Reste zusammengeschrumpft. Aber auf dem Vorplatz tanzen nach wie vor alljährlich die Pfingstreiter mit ihren Maibräuten. 

Pfingstritt und Engerser Tribut

Alljährlich veranstalten die Heddesdorfer Pfingstreiten an Pfingstdienstag zunächst ihren Wettritt an der Bimsstraße, um dann über die Abtei Rommersdorf nach Engers zu gelangen, wo sie ihren Tribut abholen – und das seit mehr als 450 Jahren. In Engers werden die die Reiter aus Heddesdorf in ihren schwarzen Anzügen und mit bunten Bändern an ihren Zylindern seit längerer Zeit mit einem kleinen Historienspiel empfangen, das die Hintergründe des Ritts deutlich macht. 

Die Heddesdorfer kommen, um Zins zu kassieren. Denn nicht nur das ehemalige Kloster Rommersdorf war zu einer Tributzahlung an Heddesdorf verpflichtet, auch Engers musste zahlen. Das Kloster war zu Zahlungen verpflichtet, weil es seine Schafherden vor der Schur durch Heddesdorfer Gebiet an die Wied zur Wäsche trieb. Im Abkommen, das die Heddesdorfer mit Engers getroffen hatten, ging es um die „Schafweidgerechtsame auf dem großen Theilzehnten", einem an die Engerser Gemarkungsgrenze anstoßenden Grundstück der Heddesdorfer. Als Gegenleistung dafür, dass Engerser Schafe auch auf Heddesdorfer Areal weideten, musste Engers alljährlich einigen Heddesdorfer Abgeordneten am örtlichen Brunnen ein Frühstück verabreichen. Dazu kam eine Besonderheit: Während des Termins musste ein Schäfermeister in weißem Gewand in Begleitung eines schwarzen Hundes anwesend sein. Später hat Engers statt des Frühstücks 5 Gulden oder 10 Taler aufgebracht und vier Maß Wein verabreicht. 

Getreulich hielten die Heddesdorfer durch Jahrhunderte an diesen Bedingungen fest und wahrten so ihre Gerechtsame bis zum heutigen Tag. Wegen des beschwerlichen Weges hatte man sich beizeiten beritten gemacht, und so sind die "Pfingstreiter" aufgekommen. Wenn früher die Pfingstreiter nach Engers kamen, dann bestand der Tribut in der Verabreichung eines Mittagessens - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Anwesend waren nur einige Vertreter der Verwaltung. 

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Er ist ohne Zweifel der berühmteste Bürger der Stadt. Hier verbrachte er die Hälfte seines Lebens, wirkte von 1852 bis 1865 im heutigen Stadtteil Heddesdorf als Bürgermeister und fand dort 1888 seine letzte Ruhestätte. Das große soziale Engagement Raiffeisens ist ein herausragendes Beispiel aus einer Stadtgeschichte, in der Freiheit und Toleranz schon früh gelebt wurden und in der der Einsatz für Schwächere Tradition hat. Weitere Informationen hier.